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Meine Eichen
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Meine Eichen

Gedicht
Meine Eichen


von Annegret Kronenberg


Inmitten grüner Wiesen,

mein Elternhaus einst stand.

Hier wurde ich geboren,

hier hielt mich Mutters Hand.

 

Froh klangen Kinderlieder

aus meines Vaters Mund.

Er koste mich immer wieder,

bis kam die Abschiedsstund'.

 

Der Krieg holte meine Wonne

und brachte sie nicht zurück.

Für Mutter sank die Sonne,

zerbrochen war ihr Glück.

 

Uralte Eichen hielten

nun einsam hier die Wacht.

Sie säuselten ein Schlaflied

als Kind mir jede Nacht.

 

Sie fühlten meine Freude

und teilten mit mir Leid.

Ach, wäre sie nie vergangen,

die schöne Kinderzeit.

 

Wie kannten sie mein Lachen

und meinen forschen Schritt,

und ihre Zweige rauschten

ganz leise mit vor Glück.

 

Und konnten meine Augen

vor Tränen mal nichts seh’n,

dann sagte mir ihr Ächzen:

" Es wird vorübergeh’n.“

 

Duft frisch gepflügter Scholle,

den sog ich gierig ein.

Es war der Duft der Heimat,

erfülltes Glücklichsein.

 

Die alten Eichen schauten

mir zu mit frohem Mut.

In ihren Ästen raunt' es:

" Ja, das ist Heimatgut!"

 

Sie sahen die erste Liebe,

den Kuss am stillen Ort.

Sie waren die einz’gen Zeugen

für das Verlobungswort.

 

 

 

 

 

         Als Braut folgte ich dem Liebsten,

es wurde um mich trist.

Meinem Herzen fehlten Eichen;

wußte nun, was Heimweh ist.

 

Das Haus ist längst verschwunden,

die Eichen steh`n noch dort.

Vom Winde arg zerschunden,

bewahren sie den Ort.

 

Zu den geliebten Bäumen

zieht es mich immerzu.

Hier kann ich wieder träumen,

hier finde ich die Ruh`!

 

Noch höre ich ihre Lieder,

doch klingt`s nicht mehr so klar.

Auch mir wurden alt die Glieder

und silbern mir das Haar.

 

Gott mög’ sie lang erhalten,

die guten Eichen mein.

Sie werden bis zur Bahre

mir liebe Freunde sein.

 


 


Meine Eichen

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