Gedicht Meine Mutter
von Annegret Kronenberg
sie hatte immer etwas Besonderes für mich.
Frische Erdbeeren aus dem Garten,
die sie mir zum Frühstück
aufs Brot drückte – mit etwas Zucker natürlich.
Die kleine Kindertasse mit der
bunten Blume, aus der ich heißen Kakao trank,
wenn sie in der Kriegszeit welchen
ergattern konnte.
Aus Nichts zauberte sie mir
die schönsten Kleider.
Aufgehoben habe ich den großen Kuchenteller,
auf den sie Pfannkuchen stapelte,
die sie bergeweise buk,
um alle Mäuler zu stopfen.
Nur meine blonden Engelslocken,
wie Mutter sie nannte,
die mir irgendwann abgeschnitten
wurden, sind abhanden gekommen.
Geblieben ist aber in ihrem Wäscheschrank
ein Stück französische Seife,
die Vater ihr im Kriegsurlaub
mitgebracht hatte.
Für sie ein kleines Heiligtum.
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