
Gedicht DER TIEFE BODEN
DER TIEFE BODEN
von Renate Tank
In den alten Straßen und Wegen
verbirgt sich meine Kinderzeit.
Verzaubert - wie
verloren -
im violetten Licht der Vergangenheit.
Aus jedem Stein erklingt ein Lied;
jede Häuserwand hielt meine Blicke
verborgen und gibt sie mir heute,
leihweise, zurück.
Das kleine Haus steht neu verputzt,
was früher in asch-rotem Klinker büßte;
in dem unsre winzige Wohnung war,
in die sich die schenkende Liebe ergoss
und das vertriebene Leben neu begrüßte.
Mein Seelenhaus - wehmütig gesinnt!
Es ist, als ging ich auf leisesten Sohlen
durch Räume, die mir einst offen waren.
Und schaue, verzagt-unverhohlen,
auf das Heute, das so fremdbestimmt.
Es gibt nicht mehr die Rosenhecke,
die den inneren Hof vom Garten trennt.
Die den Duft ihrer Königinnen
zart verströmte, aus blass-rosigem Teint.
In die, in schweren Nachtgedanken,
mancher Augen Blick der Eltern gesenkt.
Die Eisblumenfenster waren so kalt
und trotzdem so wunderbar.
Wanderte selbstverloren in den
Gebilden, die das Eis gebar.
Freute mich auf die Sommer und Winter
und vieles wurde zum Fest im Jahr.
Ein Sehnsuchts-Zauber webt innig weiter
am Kindheits-Liebesband
und umkleidet Gewesenes
in eine ergreifend nahe Gestalt.
Der tiefe Boden hallt gesunkene Schritte
und nimmt mich - erkennend - an seine Hand.
© Renate Tank
28.01.2009
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